Praxis für Logopädie und Lerntherapie JUTTA FRANZ‑PAUL


Sprachauffälligkeiten im Kindesalter

Von einer verzögerten Sprachentwicklung geht man aus, wenn der Erwerb von sprachlichen Äußerungen zu spät, verlangsamt oder unvollständig erfolgt.

Dabei lassen sich folgende Symptomgruppen unterscheiden:

Dyslalien (Artikulationsstörungen)

Laute bzw. Lautverbindungen werden

  • weggelassen (Beispiel: Blume = Lume)
  • ersetzt (Kuh = Tuh)
  • fehlgebildet (Schule = Sule), vgl. auch "Lispeln" (Sigmatismus)

Sigmatismus (Lispeln)

Artikulationsstörung der "S"-Laute, bei der sich z. B. die Zunge zwischen die Zähne schiebt.

Sprachverständnisstörungen

Obwohl das Gehör der Kinder intakt ist, können sie die Bedeutung von Wörtern und Sätzen nicht verstehen. Diese Störung fällt im Alltag oft nicht auf, da sich die Kinder an der Gestik und Mimik des Gesprächspartners orientieren und so wissen, was gemeint ist.

Ein solches Kind würde auf die Frage "Was kann man mit dem Buntstift machen?" z. B. nur wiederholen "Buntstifte machen".
Ein Zusammenhang zur Situation fehlt.

Wortschatzprobleme

Der Wortschatz der Kinder ist zu klein. Es kann viele Dinge noch nicht altersgemäß benennen. Sie verwenden meist hinweisende Ausdrücke z. B. " da" , "haben" und gebrauchen für unterschiedliche Worte z. B. für "Keks", "Brot" und "Löffel" den Begriff "Happa"

Ein nicht altersgemäßer Wortschatz tritt in der Regel nicht isoliert auf, sondern häufig in Kombination mit Dyslalien und/oder Dysgrammatismus.

Dysgrammatismus

Beim Erwerb und Gebrauch der Grammatik treten Störungen der Wort- und Satzbildung auf. Beispielsweise:

  • Auslassen von Wörtern und Satzteilen
  • Timo Hause", "Mama Ball".
  • Falsche Stellung der Wörter im Satz
  • "Heute nach Hause ich gehe"
  • Fehlende oder fehlerhafte Form:
    • Verwechseln von Artikeln ("der Mädchen").
    • Verben werden nicht gebeugt ("ich gehen", "du essen").
    • Vergangenheits- und Zukunftsformen werden nicht eingesetzt("ich bin gegangt", ich habe gegesst").

Spezielle Formen von Sprach-, Sprech- und Stimmauffälligkeiten

Näseln / Rhinolalie / Rhinophonie

Sprechen mit näselndem Stimmklang:

  • offenes Näseln: Der Luftstrom kommt durch die Nase statt durch den Mund z. B. bei einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
  • geschlossenes Näseln: Der Luftstrom kommt durch den Mund, wenn er durch die Nase gehen soll z. B. bei Polypen oder schwerem Schnupfen.

Kindliche Stimmstörungen / Juvenile Dysphonien

Der Stimmklang und/oder die Lautstärke und/oder die Tonhöhe haben sich verändert.

Die Stimme kann piepsig, rau und heiser klingen, bis hin zur Stimmlosigkeit (Flüstern). Häufig tritt sie im Alter von 5- 10 Jahren auf.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

LKG-Spalten sind Fehlbildungen des Gesichts, deren Entstehung noch nicht entgültig geklärt ist. Der Ort der Fehlbildung (Mund-Nasenraum) und dessen Nähe zum Ohr und Kehlkopf, können sich ungünstig auf die Sprachentwicklung auswirken.

Die Behandlung sollte interdisziplinär und frühzeitig beginnen. Eine Vorstellung in der Logopädie ist schon mit wenigen Monaten angezeigt, damit ggf. Trink- und Kaufunktion gefördert werden und die Muskulatur für die spätere Artikulation vorbereitet werden kann. Nicht korrekte Artikulationsmuster, die sich das Kind im Laufe der Zeit angeeignet hat, sollen abgebaut und durch korrekte ersetzt werden.

Sprachauffälligkeiten bei Zweisprachigkeit

Kinder, die bis zum Zeitpunkt des Erwerbs der deutschen Sprache eine normale Sprachentwicklung in ihrer Muttersprache (z. B. Türkisch, Polnisch, Russisch) durchlaufen, haben in der Regel keine Probleme, eine zweite Sprache zu lernen.
Mehrsprachigkeit stellt in der Regel kein Problem dar sondern fördert die Entwicklung des Kindes. Von daher sollte der Erwerb mehrerer Sprachen unterstützt werden.
Kinder, die bis zum Zeitpunkt des Kindergarteneintritts die deutsche Sprache noch nicht sprechen und deren Erstspracherwerb noch nicht abgeschlossen ist, sollten auf jeden Fall weiterhin in ihrer Muttersprache von den Eltern unterstützt werden.
Sprechen die Eltern zwei Sprachen, sollte jeder Elternteil konsequent nur in seiner Muttersprache mit dem Kind sprechen. Die Vernachlässigung der Muttersprache führt nicht dazu, dass das Deutsche besser erlernt werden kann.

Die logopädische Therapie besteht darin, Abweichungen zur normalen Sprachentwicklung zu erfassen und einen entsprechenden Therapieplan zu erarbeiten.

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